70
Europa.
nommen hatte, stellte hier seine etwa 120 bis 130,000 Mann star-
kes Heer hinter der Kolotscha auf. Der rechte Flügel zog sich bis fast
an die Moskwa hin und lehnte sich an einen steilen Abhang und an
das große Dorf Borodino jenseits des Abhanges und des Kalotscha-
baches, das Centrum zog sich über ziemlich flach ansteigende Höhen
hin, die durch 2 zu beiden Seiten eines zerstörten Dorfes auf den
höchsten Punkten errichteten Verschanzungen verstärkt waren, und der
linke Flügel dehnte sich nach einem Walde bei dem Dorfe S em i n o fk a
hin und war ebenfalls durch Verschanzungen gedeckt. Vor demselben
lag vorgeschoben noch eine große Verschanzung, die das Kalotschathal
bestrich. Sobald Napoleon mit der Avantgarde vor dieser Stellung
angekommen war, sah er sogleich, daß der Angriffspunkt auf dem lin-
ken Flügel der Rüsten liege. Er ließ daher am Abend des 5. Sep-
tembers die vorgeschobene Verschanzung am rechten Kalotschaufer stür-
men und den Rand des Waldes besetzen. Der Kampf um diese Ver-
schanzung war einer der blutigsten, in welchem die Verschanzung ab-
wechselnd in den Handen der Franzosen und Russen war, bis diese
endlich in der Nacht von der Fortsetzung des Kampfes abstanden.
Der 6. September verstrich mit Vorbereitungen zur Schlacht; nur ein-
zelne Gefechte sielen vor. Am Abend dieses Tages nahm die Franzö-
sische Armee ihre Stellung ein. Sie war etwa 140,000 Mann stark.
Andere, doch unverlassigere Angaben, geben die Starke der Franzosen
zu 200,000 und die der Russen zu 155,000 Mann an. Am Mor-
gen des 7. Septembers ging die Sonne ohne Wolken auf. „Das
ist die Sonne von Austerlitz!" (s. S. 562) rief der Französische Kai-
ser aus. Um 6 Uhr begann auf allen Punkten der Angriff der Fran-
zosen. Mit größter Tapferkeit wurde von beiden Seiten, und mit ab-
wechselndem Glücke bis Nachmittags gefochten. Endlich gegen 4 Uhr
begannen der linke und rechte Flügel der Franzosen die Russen zu
drangen und Napoleon beschloß nun das Centrum zu durchbrechen. 80
Kanonen der Reserve eilten der Garde voran auf diesem Punkte; durch
sie verstärkt nahm Ney, der auf dem Französischen Centrum den Ober-
befehl hatte, die Batterien der Russen und warf das Centrum dersel-
den. Vergebens suchte Kutusow das verlorne Terrain wieder zu ge-
winnen und wahrend dieser Bemühung gingen auch die Dörfer Boro-
dino und Seminofka verloren. Kutusow begann daher am Abend und
in der Nacht den Rückzug, zog sich nach dem 2 M. entfernten Mo-
schaisk und dann nach Moskau zurück, das er dem Feinde überließ,
und nahm südwärts davon auf der Straße nach Tula eine trefflich ge-
wählte Stellrmg, wodurch er die reichen südlichen Provinzen Rußlands
deckte, Smolensk naher war als die Franzosen in Moskau, sie in der
Flanke bedrohete und sie zugleich hinderte, etwas Ernstliches gegen Pe-
tersburg zu unternehmen. Die Franzosen geben ihren Verlust in die-
ser Schlacht auf 10,000 Todte und Verwundete und den der ^Rus-
sen auf 40—50,000 an; die Russen hingegen den ihrigen auf 25,000
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Extrahierte Personennamen: Borodino Napoleon Napoleon Ney Kutusow Kutusow
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskwa Französischen_Centrum Moskau Tula Smolensk Moskau
14
Europa.
Kaukasischen Kette, worunter der von Mosdok (jetzt von Jekaterinograd)
in Kaukasien nach Tiflis (Hauptstadt in Georgien) führende Weg die
Hauptstraße aus dem Norden des Kaukasus nach Georgien ist, indem
hier die Russen eine Militarstraße angelegt haben, welche stellenweise
mit Schanzen gegen die Einfalle der benachbarten räuberischen Kauka-
sier gesichert ist, und wodurch sie die Verbindung ihrer im N. des Kau-
kasus gelegenen Provinzen mit denen im S. erhalten. Die auf dieser
Straße Reisenden erhalten immer von einer Festung zur andern Bede-
ckung von Kosaken und von anderm Militar. Ein Reisender, der 1827
diese Straße mit einer Karawane passirte, erzählt uns Folgendes: „Vier
Werste oberhalb Mosdok ließen wir uns über den Terek setzen. Am
jenseitigen Ufer ist die Bergfeste, die Alexandrowsche Redoute, worin
wir übernachteten. Am folgenden Morgen verkündete der Trommelschlag
den Moment des Ausmarsches, und alle Reisende mußten sich außer-
halb der Feste in gerader Linie focmiren. Gleich darauf trat auch-die
für sie bestimmte Bedeckung heraus; sie bestand aus einer Kanone,
60 Mann Infanterie und 20 berittenen Kosaken. Ein Offizier be-
fehligte unser Detaschement. Die Trommel ertönte zum viertenmale
und unser Zug begann. Vorn befand sich eine Abtheilung der In-
fanterie, ihr folgte die geladene Kanone mit dem dazu gehörigen Pul-
verkasten, hinter welchem ein Artillerist mit der angezündeten Lunte
ging, auf diese kam die beladene Post, auf diese alle Reisende zu
Pferde, Wanderer zu Fuße mit ihrem Gepäcke, und endlich die Equi-
pagen, die paarweise fuhren. Eine Abtheilung Infanterie schloß den
Zug, ein Theil derselben ging der Karawane zu den Seiten, die Ko-
saken schlossen rings um sie eine Kette und schickten ihre Patrouillen
auf eine weite Entfernung zum Recognosciren, die halbe Infanterie
marschirte mit geladenen Gewehren. Immer nach 6 bis 7 Wersten
ward ein kurzer Halt zum Ausruhen der Menschen und Pferde ge-
macht. Zur tiefen Nachtzeit kamen wir endlich auf der nächsten Kon-
stantinowschen Redoute an, in der wir übernachteten. Die Weges-
strecke zwischen 2 Bergfesten gilt bei allen durch den Kaukasus nach
Georgien gehenden Karawanen für eine Tagereise, indem sie die Nachte
in den Festungen verbringen. Am Nachmittage des vierten Tages seit
unserm Aufbruche aus Mosdok langte unsere Karawane glücklich in
Wladikawkas an, einer auf einer Flache am rechten Ufer des Terek ge-
legenen Festung mit einer Vorstadt, am Eingänge einer engen, hohen
Bergkluft, welche die Kaukasuskette von hier an zu bilden beginnt.
Durch diese äußerst enge Bergkluft, welche der Terek durchströmt, geht
nun die Straße längs dieses Flusses nach Georgien. Hier bekommt
man nur eine Bedeckung von 6—10 Mann. Zuerst bietet sich dem
Blicke eine unabsehbare Kette von Bergen, mit Gehölz bedeckt, dar,
welche die schwarzen Berge genannt werden; über sie ragen die
Spitzen höherer Berge, mit ewigem Schnee bekrönt, hervor. Die Kluft
verengt sich immer mehr und scheint sich zuletzt ganz zu schließen. Die
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Extrahierte Personennamen: Mosdok
Extrahierte Ortsnamen: Europa Kaukasien Tiflis Georgien Kaukasus Georgien Kaukasus Georgien Wladikawkas Georgien
Russisches Reich. 69
welches 1612 unter Anführung des Fürsten Posharsky die Polen
verjagte.
Von den merkwürdigsten Gebäuden Moskaus nennen wir nur
noch folgende: das schöne neue Theater, aus Stein und Gußeisen er-
baut; das große Exercirhaus, 568 F. lang, 168 breit und 43\ F.
hoch, dessen ungeheure Decke von keinem Pfeiler getragen wird, und
in welchem 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Kavalleris
exorcicen können; das prächtige Findelhaus, welches für das größte und
schönste seiner Art in Europa gehalten wird, und mit den dazu ge-
hörigen Anstalten ein geräumiges Stadtviertel bildet, und jährlich 5 bis
6000 Kinder aufnimmt. Das Hauptgebäude enthält Wohnungen
für mehr als 2000 Personen. Auch dürfen wir nicht vergessen das
Hospital, welches der Graf Scheremetjew gestiftet hat zur Aufnahme
von 140 Greisen. Er verwendete \ Million Rubel auf das Gebäude
und bestimmte ein eben so starkes Kapital und überdies 8400 Bauern,
die aber nie höher als, zu 10 Rubel auf den Kopf besteuert werden
dürfen zum Fonds; und seit seinem Tode giebt dessen Sohn der An-
stalt noch einen jährlichen Zuschuß von 25,000 Rubel; daher diese
Stiftung jährlich gegen 140,000 Rubel Einkünfte hat und auch noch
eine große Anzahl von Hausarmen unterstützen und jährlich 50 arme
Mädchen ausstatten kann. Die Größe des Gebäudes verstattet, daß
nicht mehr als 2 bis 3 Greise ein Zimmer bewohnen. Und diese Zim-
mer sind geräumig, geschmackvoll gemalt, selbst zierlich geschmückt. Die
Kleidung, die Wäsche der Greise, alles wird in der ausgezeichnetsten
Reinlichkeit erhalten, und ihre Kost ist vortrefflich. Auch sind in der-
selben Anstalt 60 Stellen für Kranke, und diese werden, wie die
Greise ohne Unterschied der Religion und der Herkunft aufgenommen.
Eins der herrlichsten Denkmäler der neuern Baukunst sollte dem
Plane nach die Heilands- oder Erlöserskirche werden, die Kaiser Alex-
ander auf den Sperlingsbergen, zum Andenken des gränzenlosen Pa-
triotismus, der Treue und Aufopferung, wodurch die Russische Nation
in dem Kriege 1812 sich so sehr auszeichnete, erbauen lassen wollte,
und wozu der Grundstein 1817 vom Kaiser selbst gelegt ward. Nach
dem Projekt sollte dieser Tempel an Pracht und Größe mit der herr-
lichen Peterskirche zu Rom wetteifern; allein man hat die Ausführung,
der großen Kosten wegen, ausgegeben.
Das Dorf B o r o d i n o, 2 M. von der kleinen Stadt M o sh a i s k,
an der Straße von Moskau, 12 M. von letzterm, ist bemerkenswerth
wegen der großen Schlacht, die am 7. September 1812 dabei vorfiel.
Nachdem Napoleon mit einem der schönsten und größten Kriegsheere
von 520,000 Mann in Rußland eingedrungen war und das Russische
Heer langsam vor den eindringenden Schaaren sich immerfort zurück-
gezogen hatte, ohne daß es zu einer Hauptschlacht kam, hielten endlich
die Russen in den letzten Tagen des Augustmonates bei Borodino
Stand. Kuttssow (spr. Kütüsoff), welcher das Oberkommando über-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Scheremetjew Napoleon Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Polen Moskaus Europa Heilands- Rom Moskau
758
Afrika.
Gewölbe vereinigt. Aus diesen kommt man, in einen weitläuftigen
runden Saal, der in verschiedenen Gallerien und Katakomben ausläuft.
Man vermuthet, daß die sogenannten Bader der Kleopatra, zu welchen
allerdings das Meerwassec eindringt, zum Bade für die einzubalsami-
renden Leichen gedient habe. Man hat in der neuesten Zeit auch noch
Griechische Katakomben entdeckt, deren Wände bemalt waren und in
ihren Kammern mit Gebeinen gefüllte Todtenurnen enthielten; da sie
jedoch den Alterthumsforschern keine Ausbeute versprachen, sind sie
wieder verschüttet.
Bon Alexandria nordöstlich, 4 Stunden entfernt, liegt auf der
die Seen Mareotis und Maadieh von dem Meere trennenden Land-
zunge das Dorf Abukir mit einer Rhede, wo den 1. August 1798
eine berühmte Seeschlacht geliefert und die Französische Flotte von der
Brittischen unter Nelsons *) Anführung vernichtet wurde. Am 19.
Mai 1798 nemüch war eine der größten Französischen Flotten,'beste-
hend aus 13 Linienschiffen, 8 Fregatten, 25 kleinern und 400 Trans-
portschiffen aus Toulon ausgelaufen, um ein 40,000 Mann starkes
Heer unter dem Befehle des Generals Buonaparte nach Ägypten zu
führen. Am 1. Julius erreichte sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt,
und das ausgeschiffte Heer hielt schon am 23. Julius seinen siegreichen
Einzug in Kairo, wahrend die Flotte unter ihrem Admiral Brueys
bei Abukir vor Anker lag. Nach langem vergeblichen Suchen fand
Nelson am 1. August die feindliche Flotte auf der Rhede von Abukir.
Augenblicklich gab er das Signal zur Schlacht, und kaum hatten die
Französischen Kapitäne, die eben auf dem Admiralschiffe versammelt wa-
ren, sich auf ihren Posten begeben können, als schon die ersten Britti-
schen Schiffe den Angriff begannen. Wiewohl die Französische Flotte
der Brittischen, die aus 14 Linienschiffen und 2 Briggs bestand, an
Zahl der Schiffe und des Geschützes überlegen war und in einer vor-
theilhaften Stellung, an einer kleinen, durch eine große Batterie von
Kanonen und Mörsern gedeckten Insel sich befand, ließ dennoch Nelson
plötzlich mit einer unerhörten Verwegenheit - die Halste seiner Flotte
zwischen dieser Insel und dev Französischen Schlachtlinie durchbrechen
und an der Landseite im Rücken derselben hinuntersegeln, während die
andere Hälfte sich auf ihre Fronte zog und sich einen Pistolenschuß
weit davon vor Anker legte. Abends halb 7 Uhr mit Sonnenunter-
*) Nelson, geboren 1758 ln England, trat sehr lung in Brittksche See-
dienste und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch seine Tap-
ferkeit aus und ward daher 1797 zum Contre-Admiral ernannt, er-
focht 1798 den großen Sieg bei Abukir, ward 1801 Admiral der blauen
Flagge und siegte 1805 zwar bei Trafalgar über die vereinigte Fran-
zösische und Spanische weit stärkere Flotte, blieb aber in dieser groß-
ßen Schlacht, durch eine Flintenkugel tödtlich verwundet. Sein Leich-
nam ward nach London gebracht und dort mit ungemeiner Pracht
feierlich in der St. Paulskirche begraben.
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Extrahierte Personennamen: August Julius Julius Brueys Nelson August Nelson Nelson
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Bon_Alexandria Rhede Nelsons Toulon Kairo Rhede England Brittksche London
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
288
Velgirn.
Armee und beschloß die in Belgien stehenden Heere der Alliirten
zu überfallen und zu schlagen, bevor die übrigen Truppen der Al-
liirten sich vereinigen könnten. Es gelang ihm am 16. Junius
1815, durch Ueberlegenheit die Preußen, welche Blücher komman-
biete, bei dem Dorfe Ligny zu besiegen und zum Rückzüge zu nö-
thigen. Napoleon in der Voraussetzung, durch seinen Sieg bei
Ligny seinen Hauptzweck, das Heer der Britten von den Preußen
zu trennen, vollständig erreicht zu haben, glaubte nun gewiß auch
das Brittische Heer unter Wellington schlagen und Brüssel einneh-
men zu können. Wellington von der Besiegung der Preußen un-
terrichtet, ließ bei dem Feldmarschall Blücher anfragen, ob er für
die nächsten Tage auf seinen Beistand rechnen könne. Blücher
versprach es. Kaum war der 17te Junius angebrochen, als Na-
poleon einen Theil seines Heeres zur weitern Verfolgung der Preu-
ßen abschickte, und sich selbst mit dem Hauptheere in Bewegung
setzte, um Wellington anzugreifen. Doch letzterer hatte sich aus
der nach Brüssel führenden Heerstraße, bis in die Gegend von
Mont St. Jean, La belle Alliance und Planchenoit zurückgezogen,
wo er, im Vertrauen auf Blüchers versprochenen Beistand, die
Schlacht gegen Napoleon annehmen wollte. Sein Hauptquartier
hatte er zu Waterloo. Die Franzosen waren am 17ten des Abends
in diese Gegend gelangt, und begannen am 18ten die Schlacht.
Die Britten waren mit den Niederländern, Braunschweigern, Han-
noveranern und Nassauern 50 bis 60,000 Mann stark, die Fran-
zosen gegen 95,000. Die letzten waren nicht wenig erstaunt, als
sie das Brittische Heer in Schlachtordnung sahen, denn die ganze
Nacht hindurch hatten sie den Wahn unterhalten, daß die Britten
ihren Rückzug nach Brüssel fortsetzen würden. Napoleon selbst hatte
die Nacht hindurch nichts so sehr befürchtet, als daß die Englän-
der ihm entwischen könnten. Um so größer war seine Freude, als
er sie bereit sah, eine Schlacht von ihm anzunehmen. „So hab'
ich denn endlich diese Engländer!" rief er aus. Es war Vor-
mittags um 11 Uhr, als von Französischer Seite das Zeichen zum
Angriff gegeben wurde. Zuerst ging der Angriff gegen den rechten
Flügel, dann, da dieser sich hartnäckig hielt, gegen das Eentrum,
wo der Kampf am hitzigsten entbrannte. Mit unglaublicher Wuth
ward um den Besitz der Hauser, Meiereien und Dörfer gestritten,
die sich in seiner Umgebung befanden: allein unmöglich ward es
den Franzosen, Vortheile zu erringen. Doch war die Lage des
Brittischen Heeres mit jedem Augenblicke mißlicher geworden, und noch
immer erschienen die Preußen nicht, denen der Engpaß bei St.
Lambert große Schwierigkeiten entgegengestellt hatte. Endlich um
5 Uhr brachen die ersten Preußen unter Bülow aus dem Walde
von Frichemont hervor und kamen den Franzosen in die rechte
Flanke, welchen jedoch Napoleon ein Armeekorps entgegen schickte,
so daß sich bald auch hier ein mörderischer Kampf entwickelte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Blücher Jean Napoleon Napoleon Napoleon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
290
Belgien.
eine doppelte schneckenförmige Treppe von 230 Stufen führt, wo
sich ein 60 F. hoher Pfeiler erhebt, der einem 12 F. hohen und
21 F. langen Löwen von Gußeisen zum Fußgestelle dient. Dieses
Monument bezeichnet den Ort, wo der Prinz von Oranien im
rühmlichen Kampfe für die Freiheit und sein Königreich verwundet
ward. Dicht an der Chaussee von Waterloo nach Gemappe steht
ein Obelisk zur Erinnerung an die tapfern Hannoveraner, welche
bei der Vertheidigung von la Haye sainte sielen, woran man die
Worte lieft: „Dem. Andenken ihrer Waffengefährten, welche in
der ewig denkwürdigen Schlacht vom 18. Iunius 1815 den Hel-
dentodt hier starben." Gegenüber auf der andern Seite der Chaussee
steht eine Säule zum Andenken des hier gebliebenen Adjutanten
Wellingtons, des Obristlieutenants Gordon. Eine Schwester und
fünf Brüder, welche den in der Jugendblüthe gefallenen Helden
beweinen, setzten ihm dieses Ehrendenkmal, wie eine Französische
und Englische Inschrift besagt. Ferner stehk bei der Kirche von
Planchenoit ein 1818 vom Könige von Preußen errichtetes Eh-
rendenkmal der Helden, welche hier blieben, nämlich eine 25 Fuß
hohe Eisenpyramide mit dem Kreuze, auf einem Fußgestelle von
blauem Stein.
Antwerpen. Von der Schelde, die hier eine Breite von
2160 F. hat, und sehr tief ist, gesehen, bietet die Stadt einen
herrlichen Anblick dar, besonders gehoben durch den hohen und
künstlichen Thurm der Domkirche. An der äußersten linken Seite
erblickt man die berühmten Bassins, an der rechten die Citadelle
und gerade vor sich durch die vielen Schiffe hindurch die Masse
der Häuser, wesentlich verschieden in der Bauart von den Hollän-
dischen. Die berühmten Bassins oder großen Wasserbecken, die
mit Quadersteinen ausgemauert und vermittelst Schleußen mit der
Schelde verbunden sind, wurden auf Napoleons Befehl 1804 mit
ungeheuren Kosten zu bauen angefangen und hatten einen doppel-
ten Zweck. Einmal sollten sie dazu dienen, den hiesigen Seehan-
del zu heben; zweitens sollten sie für die Französischen Kriegsschiffe
in diesen Gewässern in allen erdenklichen Fällen ein sicherer Zu-
fluchtsort seyn. Wirklich galten sie auch für Meisterstücke der
Wasserbaukunst, zumal da sie an 30 F. Tiefe haben und also
für die größten Schiffe tief genug sind. Oestlich und nördlich sind
dieselben mit Packhausern, Waarenlagern und Kaufmannsgewölben
umgeben, in denen man alles findet, was zur Ausrüstung eines
Schiffes erforderlich ist. Auch sind diese Bassins mit herrlichen
Kaien eingefaßt, auf welchen den ganzen Tag die größte, lebhafte-
ste Thätigkeit herrscht. — Die an der Südseite der Stadt gele-
gene, ein Fünfeck bildende starke Citadelle ist durch die tapfere Ver-
theidigung der Holländer unter Chasse' im Jahre 4852 und durch
die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundene Belagerung von Sei-
ten der Franzosen und erfolgte Eroberung, nachdem sie zu einem
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Toscana.
393
als er, aufgemuntert von den vielen Mißvergnügten Frankreichs
und Italiens, den Entschluß faßte, sich aufs Neue in den Besitz
des Französischen Thrones zu setzen, und seine Rolle in Europa
zum zweitenmale zu beginnen. Für die Ausführung seines Un-
ternehmens war ihm nichts so günstig, als der Umstand, daß der
mit seiner Bewachung beauftragte Brittische Oberst Campbell,
anstatt auf Elba zu verweilen, sich nach Livorno begeben, und
daß auch die, zur Verhinderung seines Entweichens von Elba be-
stimmte Brittische Seemacht sich entfernt hatte. Am 25. Februar
4815 ahneten die Soldaten Napoleons noch nicht, was er vor-
hatte; aber gleich am folgenden Tage wurde der Befehl zur Ein-
schiffung gegeben; und wahrend des frohen Getümmels, das die-
ser Befehl verursachte, riefen die Mutter und die Schwester des
Kaisers aus ihren Fenstern: „Paris oder Tod!'^ Um 4 Uhr
Nachmittags war alles am Bord der kleinen Flottille, zusammen
1140 Mann, worunter 400 von der alten Garde 200 Mann
Infanterie, 100 Polnische Lanzenreiter und 200 Mann leichter
Truppen waren; die übrigen waren Corsen und Elbaec. Um 5
Uhr begab sich der Kaiser mit der Generalität und andern Ossi-
zieren auf die Brigg. Der Himmel war heiter, Napoleon still
und fröhlich; das am Ufer versammelte Volk wünschte Glück zur
Fahrt; ein Kanonenschuß gab das Zeichen, und mit dem Ausruf:
„Paris oder Tod!" ging man unter Segel. Eine eintretende
Windstille täuschte die Hoffnung, daß man das Kap St. Andreas
auf der Nordwestseite der Insel noch während der Nacht werde
Umschiffen können; und schon wollten die Seeleute, aus Furcht
vor den Britten, nach Porto-Ferrajo zurückkehren, als Napoleon
die Fortsetzung der Fahrt befahl. Weder Englische noch Französi-
sche Schiffe störten die Fahrt. Zwar stieß man auf eine Franzö-
sische Brigg, und der Anblick eines Linienschiffes von 74 Kanonen
stößte einige Besorgniß ein; aber jene hielt die Flottille nicht auf
und dieses sah man nach Sardinien zu segeln. Kurz nach einer
dreitägigen Fahrt ging die Flottille am 1 März 1815 in die Bucht
von Jouan, zwischen den Französischen Seestädten Antibes und
Cannes, vor Anker. Die Landung geschah ohne Zeitverlust. Als
Napoleon das Schiff verließ, steckte er die dreifarbige Cocarde an.
Diesem Beispiele folgten die Soldaten mit dem Rufe: „Es lebe
der Kaiser! Es lebe Frankreich!" So betrat man das feste
Land Frankreichs. Am 11. März hielt Napoleon schon seinen
Einzug in Lnon, die zweite Hauptstadt Frankreichs. Am 20 März
1815 ^des Abends langte er in Paris an, das der König Lud-
wig Xviii. Tags vorher verlassen hatte. Doch so schnell auch
Napoleon sich aufs Neue des Französischen Thrones bemächtigt
hatte, so schnell verlor er Ihn auch wieder durch die unglückliche
Schlacht bei la belle Alliance oder Waterloo, wie oben schon er-
zählt worden ist. Noch zeigt man zu Porto-Ferrajo das Haus,
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Campbell Napoleons Napoleon Andreas Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Italiens Europa Elba Livorno Elba Sardinien Antibes Cannes Frankreich Frankreichs Frankreichs Paris
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
910
Preußischer Staat.
geschlagen. Die verbündeten Russen und Österreicher standen in einer
sehr Vortheilhaften Stellung verschanzt und mit einer furchtbaren Artillerie,
auf den Höhen vor diesem Dorfe, den rechten Flügel an die Oder, den
linken an sumpfige Niederungen und Buschholz gelehnt. Nach vielen
Schwierigkeiten, die das ungünstige Terrain den Preußen entgegenstellten,
drang der König zum linken Russischen Flügel vor, eroberte die Höhen,
jagte die Russen aus allen ihren Verschanzungen und trieb sie, nachdem
er ihrer sämmtlichen Artillerie sich bemächtigt hatte, bis in das Dorf, auf
dessen Gottesacker sie sich wieder festsetzten. Wahrend dieser Ereignisse
war es Abends 6 Uhr geworden. Friedrich war im vollen Siege und
um ihn zu verfolgen, rückte er auf den rechten Flügel der Russen vor.
Doch das sehr durchschnittene Terrain hinderte das Eingreifen und Zu-
sammentreffen der beiden Preußischen Flügel. Laudon schob sich in die
Schlachtlinie von Neuem ein und eine große Russische Batterie zerschmet-
terte Seidlitzens Kavallerie; die Österreichische Kavallerie brach auf allen
Punkten los und brachte große Unordnung unter den bestürzten Preußen
hervor. Der Übermacht widerstand weder Friedrichs Geist, noch seiner
Preußen Muth und Kraft. Neue Angriffe der letztern wurden abge-
schlagen. Da siel zur Vollendung des Ganzen Laudon mit frischer Ka-
vallerie vom rechten Flügel noch einmal in die ermatteten Preußen ein;
Alles ergriff im panischen Schrecken die Flucht, und Friedrich selbst wurde
nur durch die Entschlossenheit und Tapferkeit des Rittmeisters von Pritt-
witz aus den Handen der Kosaken errettet. In der Finsterniß der Nacht
entkam der Rest seiner Armee, welche 8000 Todte, 15,000 Verwundete,
3000 Gefangene und fast alle Artillerie verloren hatte. Kaum 5000
Mann sah der König nach dieser Schlacht von seiner Armee beisammen.
Doch theuer war dieser Sieg von den Verbündeten erkauft worden;
18,000 oder gar 24,000 Mann Todte und Verwundete zahlten auch sie.
Eine der merkwürdigsten Gegenden der Provinz und überhaupt eine
in ihrer Art einzige Gegend Deutschlands ist der Spreewald, welcher
sich in dem südwestlichen Theile des Regierungsbezirks von Frankfurt,
und zwar in den Kreisen Kottbus, Kalau und Lübben befindet. Spree-
wald nennt man die etwa 5 s^M. große Niederung, welche von der hier
in unzahlbare kleine Arme sich theilenden Spree durchflossen und theil-
weise bei hohem Wasserstande von derselben ganz überschwemmt wird, in
deren Mitte ohngesahr die Stadt Lübben liegt. Auch die Stadt Lüb-
benau liegt in der Nahe des Spreewaldes. Er theilt sich in den obern
und untern Spreewald, wovon jener etwa 3.^M. lang und f bis
Iff M. breit ist, dieser bei einer gleichen Lange kaum die halbe Breite des
obern Spreewaldes hat, war in den ältern Zeiten ein undurchdringlicher
Bruchwald, welchen die Sorben und Wenden, bei dem Vordringen der
Deutschen, als letzten Zufluchtsort wählten, und auch noch jetzt hat sich
daselbst der reine Wendische Stamm sehr auffallend von dem Deutschen
verschieden erhalten. Ein Theil des Spreewaldes ist durch die Reguli-
rung der Flußbetten und durch eine Menge gezogener Kanäle urbar ge-
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Inhalt: Zeit: Geographie
Belgien.
298
Durch die Erscheinung der Preußen zur Verzweiflung gebracht,
glaubte Napoleon alles wagen zu muffen, um alles gewinnen zu
können. Er bildete aus seiner zahlreichen Garde, welche bisher
noch nicht gebraucht worden war, eine neue Angriffskolonne, und
gebot ihr^ im Sturmschritt gegen den Mittelpunkt des feindlichen
Heeres vorzurücken. Nichts schien ihnen widerstehen zu können,
als sse muthig und in geschlossenen Reihen vordrangen. Doch die
Engländer wußten bereits, daß die Preußen ihnen zur Hülse er-
schienen waren; und was bei den Franzosen die Verzweiflung be-
wirkte, dasselbe wirkte bei ihnen die Hoffnung. So wild auch der
Andrang der Franzosen war, so fest und unerschütterlich standen
tu Britten, und ihr Gewehrfeuer und ihre Artillerie zerschmetterte
die Vordern in Massen, so daß die klebrigen in Verwirrung die
Anhöhen herabstürzten, während die Britten den Fliehenden nach-
eilen und sie vor sich hertreiben. Inzwischen war auch die zweite
Preußische Kolonne, bei welcher sich Blücher selbst befand, in die
rechte Seite des Feindes vorgedrungen. Hierdurch wurden die Fran-
zosen in einen regellosen Haufen zusammengekeilt, der sein Heil
im Fliehen nach der Chaussee rückwärts suchte. Die Unordnung und
Verwirrung überstieg nun jeden Begriff und der Rückzug ward zu ei-
ner wilden verworrenen Flucht, die mit jeder Minute zunahm. Aller
Muth ist gesunken und man hört den Ruf: Rette sich, wer da kann!
Es war 9 Uhr Abends, als der Zufall den Preußischen Feldmark
schall und den Brittischen Oberbefehlshaber bei den beiden Häusern
zusammenführte, von wo aus Napoleon die Zügel der Schlacht
geleitet hatte. Beide begrüßten sich als Sieger; und da sie fühl-
ten, daß keiner ohne den andern die Schlacht gewonnen haben
würde, die beiden Häuser aber die Benennung la bello Alliance
führten: so brachte Blücher in Vorschlag, die Schlacht nach diesen
beiden Häusern zu benennen. Groß war der Verlust der Alliirten,
gegen 24,000 Mann an Todten und Verwundeten, aber noch grö-
ßer der Verlust der Franzosen, und immer größer wurde er durch
die rasche und ununterbrochene Verfolgung der Preußen, so daß
die Franzosen an diesem und den folgenden Tagen 30,000 Todte
und Verwundete, 20,000 Gefangene, 280 Kanonen, 600 Muni-
tions-, über 1000 Packwagen verloren und nicht wieder zusammen
zu bringen waren. Diese eine Schlacht entschied den ganzen Krieg,
Paris siel in die Hände der Alliirten und Napoleon war genöthigt,
zum zweitenmal abzudanken, und gerieth, indem er zur See ent-
fliehen wollte, ry die Gewalt der Britten, die ihn auf die einsame
Insel St. Helena in Afrika verbannten, wo er bis zu seinem Tode
als Gefangener lebte.
Zum Andenken an diese so folgenreiche Schlacht findet man jetzt
auf dem Schlachtfelde mehrere Denkmäler. So hat die Niederlän-
dische Regierung einen kegelförmigen Hügel, dessen Basis im Umfan-
ge 2160 F. und Höhe 200 F. beträgt, errichten lassen, zu dessen Gipfel
19
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Blücher Napoleon Napoleon Helena
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Oesterreich.
513
Eslingen und stuf die Behauptung dieses Dorfes, und begann ge-
gen Abend den Rückzug nach der Lobau. So endete diese Schlacht
zum Vortheil der Oesterreicher, ohne daß jedoch diese von ihrem
errungenen Siege großen Gewinn zogen, noch etwas Entscheiden-
des gegen Napoleon unternahmen. — Nach einer 6 wöchentlichen
Waffenruhe, welche dieser Schlacht in den Donaugegenden folgte,
wahrend welcher die Franzosen die Insel Lobau befestigt und durch
Brücken mit dem rechten Donauufer in sichere Verbindung gebracht
hatten, setzten am 4. Julius Französische Truppen von der Lobau
aus auf das linke Donauufer, errichteten hier Donaubrücken, gingen
am 5. Julius in der Gegend von G r o ß-En z e rs d o r f mit ihrer
ganzen Macht über den Strom, nahmen dieses Städtchen, so wie
die Dörfer Eslingen und Aspern und drangen gegen das Oesterrei-
chische Heer vor, das eine Stellung im Marchfelde genommen hatte,
welche einen Winkel bildete, der sich rechts an die Donau lehnte
und in dessen Scheitel das am Nußbache gelegene Dorf Deutsch-
Wagram sich befand; doch vermochten die Franzosen nicht, die-
ses Dorf, gleichsam den Schlüssel der Stellung, einzunehmen.
So endete der erste Tag dieser Schlacht. Den folgenden Tag be-
gann sie auf's neue. Napoleon hatte den Plan, das Centrum
der Ocsterreicher, durch Wegnahme von Deutsch-Wagram zu
durchbrechen; Erzherzog Karl wollte den linken Flügel der Fran-
zosen zurückdrängen, die Französische Arinee dadurch von ihrer
Donauverbindung abschneiden, die Brücken zerstören und so die
-Franzosen, die zugleich vom Erzherzog Johann, der mit einer Ar-
mee bei Preßburg stand und schon am 4. Julius zur Hauptar-
mee zu stoßen, den Befehl erhalten hatte, in der rechten Flanke
angegriffen werden sollten, in die höchste Verlegenheit stürzen. Der
rechte Oesterreichische Flügel drang auch wirklich mit Erfolg zur
Donau vor und eroberte Aspern, Eslingen und Enzersdorf und ver-
gebens suchte das französische Heer das Centrum der Oestcrreicher
zu durchbrechen; allein der rechte französische Flügel umging den
linken Oesterreichischen und der aus Ungarn erwartete Erzherzog
Johann erschien nicht; daher nahm nun die Schlacht eine unglück-
liche Wendung für die Oesterreicher, und um Mittag fochten diese
bloß um ihren Rückzug, der nun beschlossen wurde. Bald darauf
eroberten die Franzosen das Dorf Wagram, und ehe die Nacht
einbrach, war fast die ganze Oesterreichische Armee ihren Verfol-
gern außer Gesicht, und nahm mit der größten Ordnung ihren
Rückzug nach Mahren. In dieser Schlacht, worin die Franzosen
mit ihren Verbündeten 150,000, die Oesterreicher aber nur, ohne
die Armee des Erzherzog Johann und ohne das Korps des Für-
sten Reuß, die beide gar nicht zum Gefecht kamen, 100,000 Mann
stark waren, betrug der Verlust der erstern 27,000 und der Ictz-
tzern 30,000 Mann. Dieser Schlacht folgte der Waffenstillstand
von Znaym und in demselben Jahre der Wiener oder Schönbrun-
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